Christian Merli beim 44. Buzetski dani in Kroatien
Christian Merli startet mit seinem Nova Proto NP01 mit dem Cosworth-Saugmotor beim letzten Europameisterschaftslauf, dem 43. Buzetski dani in Nordistrien in Kroatien. Auf der 5,001 km langen Strecke finden am Samstag zwei Trainingsläufe und am Sonntag zwei Rennläufe statt. Der Fahrer der Scuderia Vimotorsport hat in diesem Jahr in Portugal, Tschechien, Italien, Polen und der Schweiz gewonnen.
Christian, die letzte Chance auf den Gesamtsieg
„Es wird ein kompliziertes Rennen für mich, und ich werde auch ein bisschen Glück brauchen. Warum?
Seit diesem Jahr richten sich die Gruppen in der Europameisterschaft nicht mehr nach dem Hubraum. Auf der Grundlage verschiedener Parameter wird für jedes Fahrzeug ein Performance-Faktor berechnet, anhand dessen die Fahrzeuge in die Gruppen P1 bis P4 eingeteilt werden, mit den leistungsstärksten Fahrzeuge in P1. Bei jedem Rennen erhält der Sieger der Gruppen P1, P2, P3 und P4 jeweils 25 Punkte; bei weniger als 3 Teilnehmern in einer Gruppe sind es dort 12,5 Punkte. So kann auch ein Fahrer in einer der Gruppen mit den weniger leistungsstarken Fahrzeugen die Meisterschaft gewinnen.
Ich bin immer in P1 angetreten und habe im Laufe der Saison in spannenden Kämpfen sowohl Siege als auch Platzierungen geholt. In P2 hat Fausto Bormolini alle Rennen, an denen er teilgenommen hat, mit deutlichem Abstand gewonnen; nur einmal ist er Dritter geworden. Somit führt er in der Meisterschaft gemäß Reglement mit 1,5 Punkten Vorsprung vor mir. Meine einzige Chance, die Europameisterschaft zu gewinnen, besteht also darin, im letzten Rennen mehr Punkte zu erzielen als er.
Ich habe deshalb mein Auto schwerer gemacht und die Höchstdrehzahl des Motors auf 9000 rpm begrenzt. Das reduziert die Leistungsstärke des Autos insgesamt und ich kann für die Gruppe P2 nennen. Dann kann ich direkt gegen meinen Meisterschaftskonkurrenten antreten, in der Hoffnung, dass er nicht die Gruppe wechselt. Sollten in der Gruppe weniger als 3 Teilnehmer sein, bekäme ich die halbe Punktzahl.
Es war eine schwere Entscheidung, denn ich kann mir vorstellen, dass die Meisterschaft auch für Fausto nach so vielen Jahren im Rennsport von großer Bedeutung ist. Weil wir uns freundschaftlich verbunden sind, habe ich ihn angerufen und ihn informiert. Mir gefällt dieses Reglement ehrlich gesagt überhaupt nicht, denn es zwingt uns, unbequeme Entscheidungen zu treffen, die für Spannungen zwischen uns Fahrern sorgen. Mir wäre es tatsächlich lieber, wenn jede Gruppe ihre eigene Meisterschaft hätte oder wenn die Punkte aus dem Gesamtklassement der einzelnen Rennen maßgeblich für die Meisterschaft wären.
Viele Menschen haben mich die ganze Saison hindurch finanziell unterstützt oder mir an meiner Seite geholfen, und daher muss ich es zumindest versuchen. Letzten Endes ist es Motorsport, und erst am Sonntagabend werden wir das Ergebnis kennen; es kann alles passieren.“
Übersetzung von Ruth Scheithauer